(Quelle: haz.de; 08.10.09)
Die Studenten der FHH, die den Campus seit Montag mit Beschlag belegt haben, um gegen die Gebühren und für bessere Studienbedingungen zu protestieren, diskutieren mit Politikern und Professoren und kündigen weitere Proteste an.
Björn Fabig ist grundsätzlich gegen Studiengebühren, Thomas Grosse kann den Beiträgen "einiges abgewinnen" und Roland Zielke ist mitverantwortlich, dass sie eingeführt wurden. Der erste ist Studentenvertreter der Fachhochschule Hannover (FHH), der zweite FHH-Dekan und der dritte FDP-Landtagsabgeordneter. Sie diskutierten am Mittwoch im Audimax der Hochschule auf dem von Studenten besetzten Campus Blumhardtstraße.
Zumindest in einem Punkt waren sich die Vertreter auf dem Podium einig: Die Verwendung der Gebühren läuft nicht immer reibungslos. Etwa 250 Studenten der auf Sozialwesen spezialisierten Fakultät V haben den Campus seit Montag mit Beschlag belegt, um gegen die Gebühren und für bessere Studienbedingungen zu protestieren. Der größte Teil der Besetzer war bei der Diskussion dabei, an der auch die Landtagspolitiker Enno Hagenah (Grüne) und Victor Perli (Linke) teilnahmen – deren Fraktionen lehnen Studiengebühren ab.
Dekan Grosse machte keinen Hehl daraus, dass er die Gebühren grundsätzlich für geeignet hält, die Lehre zu verbessern. Für finanziell schlechter gestellte Studenten müsse es aber mehr Möglichkeiten zur Befreiung und mehr Stipendien geben. Allerdings könne das eingenommene Geld nicht immer sofort sinnvoll ausgeben werden, erklärte der Professor. Schwierig werde es, wenn etwa die technische Ausstattung von Seminarräumen gerade erneuert wurde oder der Bedarf an zusätzlichem Personal für einen bestimmten Zeitraum gedeckt sei.
Für "grenzwertig" hält Grosse es, das Geld auch in Bauprojekte zu investieren. Perli prangerte an, dass die FHH ein Studentenzentrum aus den Gebühren finanzieren will. FHH-Präsident Werner Andres konnte auf dem Podium nicht Stellung nehmen, weil er verhindert war. Auf spätere Nachfrage erklärte er, der fünf Millionen Euro teure Neubau sei auf dem Campus am Ricklinger Stadtweg dringend nötig, weil studentische Arbeitsplätze fehlten.
Die Servicestellen, die dort eingerichtet werden, kämen ausschließlich den Studenten zugute. Alle studentischen Gremien und die für die Gebührenvergabe zuständige FHH-Kommission, zur Hälfte mit Studenten besetzt, hätten den Plänen im Vorfeld zugestimmt. "Würden wir auf Landesgeld warten, hätten wir in den nächsten zehn bis 15 Jahren keine Chance auf ein solches Projekt", sagte
Andres. Gestern erklärte AStA-Vertreter Fabig, es sei nicht einzusehen, "dass mit den Gebühren Löcher im Landesetat gestopft werden".
Er und seine Mitstreiter wollen nicht locker lassen und mit dem protesterfahrenen, aus Uni-Studenten hervorgegangenen "B-Team" weiter für ihre Sache streiten. Die bisher friedliche Besetzung soll heute zu Ende gehen. Doch die nächste Großdemo am 17. November ist fest eingeplant.
Juliane Kaune
(Quelle: haz.de; 05.10.09)
Studenten der Fachhochschulen Hannover und Holzminden haben am Montag ihre Protestaktion "Bildungsbarrieren einreißen" begonnen.
Eine Woche lang wollen sie die Hörsäle mit Tischen und Stühlen blockieren. "Mit dieser Besetzung zeigen wir, dass wir die katastrophale und ausgrenzende Bildungspolitik der niedersächsischen Landesregierung auch weiterhin nicht tolerieren", sagte ein Sprecher. Ende der Woche wollen die Studenten entscheiden, ob sie die Protestaktion weiterführen. Der Sprecher des Wissenschaftsministeriums wies die Kritik zurück.
"Unser Studium gleicht einer Schule mit Anwesenheitspflicht und widmet sich mehr dem Eintreiben von Unterschriften und der Studienfinanzierung als der freien Entfaltung des Geistes und der freien Wissenschaft", sagte der Sprecher der Studenten.
Der Unmut der Studenten richtet sich auch gegen die ihrer Meinung nach teure Selbstfinanzierung ihrer Bildung. "Wir wollen, dass die Studiengebühren in Höhe von 500 Euro abgeschafft werden und fordern kostenlose Bildungs- und volle Lernmittelfreiheit", sagte Mitorganisator Paulo Dias. Die Protestierenden fordern zudem ein soziales Bildungssystem, dass junge Menschen nicht nach ihrer Herkunft ausgrenzt.
Die Sozialverträglichkeit der Studienbeiträge werde durch Einführung einer "Familienkomponente" verbessert, sagte der Ministeriumssprecher. Studierende, die mindestens zwei Geschwister haben, erhielten das Studiendarlehen künftig zinsfrei. Damit werde die Situation kinderreicher Familien berücksichtigt. Die Hochschulen sollten zudem künftig auch für herausgehobenes ehrenamtliches Engagement Stipendien an Studierende vergeben können. "Hierdurch wird zugleich ein wesentlicher Anreiz für die Wirtschaft gesetzt, sich ebenfalls stärker einzubringen", sagte der Sprecher des Ministeriums.
lni
Unter dem Motto "Bildungsbarrieren einreißen – Auf die Barrikaden" wird heute vom B-Team und den Studierenden der FH Hannover in Kooperation mit der FH Holzminden ein heißer Herbst eingeläutet!
Im Vorfeld hat die höchste Entscheidungsinstanz der Fakultät V, die Vollversammlung der Studierenden, mit überwältigender Mehrheit für eine Besetzung des Campus gestimmt.
Mit dieser Besetzung zeigen wir, dass wir die katastrophale und ausgrenzende Bildungspolitik der niedersächsischen Landesregierung auch weiterhin nicht tolerieren. Bildung ist ein Menschenrecht und muss deswegen kostenlos sein!
Als landesweites Signal werden diese Besetzungen den heißen Herbst einläuten, indem am 17. November wieder bis zu einer viertelmillion Menschen bundesweit auf die Straßen gehen und ihren Protest zum Ausdruck bringen werden.
Den bildungspolitischen Saustall der CDU/FDP Landesregierung kann man nur als Bildungsschlachthof bezeichnen. Unser Studium gleicht einer Schule mit Anwesenheitspflicht und widmet sich mehr dem Eintreiben von Unterschriften und der Studienfinanzierung als der freien Entfaltung des Geistes und der freien Wissenschaft.
Erst wenn unser Land sein Bildungssystem besser und gerecht gestaltet, werden wir zufrieden sein.
Auf die BARRIKADEN – Für eine gerechte Bildungspolitik in Niedersachsen!